Was ist Sulbutiamin und wie wirkt es auf den Körper?

Was ist Sulbutiamin und wie wirkt es auf den Körper

Sulbutiamin ist ein synthetisches Derivat von Thiamin (Vitamin B1), das Mitte der 1960er Jahre in Japan entwickelt wurde.

Sulbutiamin entsteht durch die Verschmelzung zweier Thiaminmoleküle, die durch eine Disulfidbrücke verbunden sind. Bei der Gewinnung des Moleküls wurden ihm lipophile Eigenschaften verliehen, wodurch es wesentlich besser bioverfügbar ist. Es unterscheidet sich von anderen Derivaten durch seine Fähigkeit, Thiamin in schwer zugängliche Gewebe zu bringen und dabei auch die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.

Thiamin ist sehr wichtig für das Funktionieren des gesamten Körpers. Es fungiert als Kofaktor vieler enzymatischer Reaktionen, die den Stoffwechsel steuern. Es stimuliert die Gehirnfunktion und beeinflusst den emotionalen und psychischen Zustand. In Organen mit intensivem Stoffwechsel, wie Herz und Leber, ist es in großen Mengen vorhanden.

Gedächtnis und Sulbutiamin

Seit seiner Markteinführung ist Sulbutiamin vor allem als nootropisches Molekül bekannt. Studien haben gezeigt, dass Thiaminmangel und die damit verbundene kognitive Dysfunktion einigen neurodegenerativen Erkankungen (Alzheimer, Parkinson) zugrunde liegen. Die langfristige Einnahme von Sulbutiamin erhöht die Aufnahme von Cholin im Hippocampus, das mit der Bildung des Langzeitgedächtnisses verbunden ist. Thiamin ist auch ein wichtiger Kofaktor bei der Synthese von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, der beim Lernen neuer Dinge eine Rolle spielt.

Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass die Einnahme von Sulbutiamin in der richtigen Dosierung eine positive Wirkung auf die Konzentration, die Gedächtnisbildung und den Informationsabruf hat.

Sulbutiamin gegen Müdigkeit

Zu den Symptomen eines leichten Thiaminmangels gehören Müdigkeit, Reizbarkeit, Stimmungsverschlechterung und Konzentrationsstörungen. Aus diesem Grund wird Sulbutiamin auch zur Behandlung von Asthenie, einem Zustand der körperlichen und geistigen Schwäche, eingesetzt. Die Wirkung von Sulbutiamin bei diesen Beschwerden beruht hauptsächlich auf der Modulation der Übertragung im zentralen glutamatergen und dopaminergen System. Es bewirkt eine Zunahme der Rezeptorbindungsstellen für Dopamin (D1) und beeinflusst den Neurotransmitterumsatz. Infolgedessen verbessert Sulbutiamin die Reaktionsgeschwindigkeit, die Wachsamkeit und kann auch die Motivation steigern, was es zu einem beliebten Nahrungsergänzungsmittel bei Sportlern macht.

Sulbutiamin: Neuroprotektive Wirkung

Das Gehirn verbraucht etwa 20% des Sauerstoffs, den der Mensch zum Leben braucht, und ist besonders anfällig für den Angriff freier Radikale. Fast 5% des in Stoffwechselreaktionen verwendeten Sauerstoffs werden in seine reaktiven Formen umgewandelt. Eine übermäßige Produktion der freien Radikale, eine Verringerung der Aktivität antioxidativer Enzyme oder eine Abnahme der Konzentration reduzierender Faktoren können die Ursache für oxidativen Stress im Gehirn sein.

Sulbutiamin weist aufgrund seines Thiolgehalts eine neuroprotektive Wirkung auf.Es hat sich gezeigt, dass die Thiolkonzentration bei der Regulierung des zellulären Redoxzustands eine wichtige Rolle spielt, weil sie einen großen Pool von Antioxidantien bereitstellt. Interessanterweise hat sich gezeigt, dass verschiedene thiolhaltige Verbindungen, darunter Sulbutiamin, den Glutathionspiegel erhöhen, was wichtig ist, um oxidativen Stress in den Gehirnzellen zu verhindern.

Sulbutiamin – Anti-Krebs-Wirkung

Thiamin wurde auch als potenzieller Hemmstoff der Proliferation von Tumorzellen erwähnt. Vieles deutet darauf hin, dass sich Sulbutiamin aufgrund seiner hohen Bioverfügbarkeit durch ein besonderes krebsbekämpfendes Potenzial auszeichnen könnte.


Literatur:

  1. Bernardo Starling-Soares, Pedro Carrera-Bastos, Lucien Bettendorff, „Role of the Synthetic B1 Vitamin Sulbutiamine on Health“Journal of Nutrition and Metabolism, 2020
  2. Irena Bubko, Beata M. Gruber, Elżbieta L. Anuszewska, Rola tiaminy w chorobach
  3. Fabrice Trovero, MarcoGobbi, JeanneWeil-Fuggaza, „Evidence for a modulatory effect of sulbutiamine on glutamatergic and dopaminergic cortical transmissions in the rat brain“, Neuroscience Letters
  4. Dmitriev, Gamidov, Permiakova, „Clinical efficacy of the drug enerion in the treatment of patients with psychogenic (functional) erectile dysfunction“, Urologiia, 2005

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